Brandenburger Tor - 1806 Nach der verheerenden Niederlage in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober fliehen König Friedrich Wilhelm III. und Luise (1776 bis 1810) über Königsberg nach Tilsit und Memel. Der Gouverneur von Berlin, Graf Friedrich Wilhelm von der Schulenburg, lässt am 17. Oktober an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden und später an anderen markanten Plätzen Anschläge an die Mauern kleben. Zu lesen steht darauf: "Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht." Am 27. Oktober zieht Napoléon (1769 bis 1821) in die Stadt. Seine Truppen sind bereits hier und waren vornehmlich durch das Hallesche Tor eingedrungen, ohne dass es irgendwo Blutvergießen gegeben hatte. Bonaparte hat es sich vorbehalten mit seinem Stab durch das Brandenburger Tor zu reiten. Alles ist längst perfekt in Szene gesetzt. Zeit war genug. In den Tagen zuvor hatte er unter anderem auch in Potsdam in der Garnisonkirche am Sarg von Friedrich II. gestanden und zu seiner Entourage gesagt: "Messieurs, der hat Großes getan". Bei seiner Ankunft in Berlin verletzte Napoléon die strengen Kleiderregeln der Armee. Er trug zu Pferd am helllichten Tag eine frackähnliche grüne Ausgehuniform, die von der französischen Generalität allein bei Galas in Friedensperioden getragen werden durfte. Der grüne Rock kontrastierte zu den roten Satteldecken der Schimmel mit den goldenen Knöpfen am Zaumzeug. Die Berliner gafften und staunten, mitunter kam sogar Jubel auf. So fein rausgeputzt hatten sie Preußens Soldateska noch nie erlebt. Zwei Mamelukken mit Krummsäbeln in der Hand ritten den Tross voraus, Napoléon hatte Sporen, aber keinen Degen. Er schien jeden am Wegesrand mit seinen Augen zu fixieren. Das Eis brach endgültig, als der Sieger von Jena und Auerstedt in Höhe der ersten Linden, an der Kreuzung mit der Wilhelmstraße sein Pferd anhielt. In diesem Augenblick erschall die Marseillaise. |