Der journalistische Querkopf Heinrich Heine
kam im März 1821 als Student nach Berlin und war seit Januar 1822 für
den "Rheinisch-Westfälischen Anzeiger" Korrespondent. Schon in seinem
Ersten Brief vom 26. Januar mischte der Flaneur Spott und Staunen,
Ehrfurcht und Neugier, Misstrauen und Geringschätzigkeit. Der
Faszination der Straße konnte auch er sich nicht entziehen. "Ja ,
das sind die berühmten Linden, wovon Sie soviel gehört haben.
Mich durchschauerts, wenn ich denke: Auf dieser Stelle hat
vielleicht Lessing gestanden, unter diesen Bäumen war der
Lieblingsspaziergang so vieler Männer, die in Berlin gelebt.
Hier ging der Große Fritz, hier wandelte er. Aber ist die
Gegenwart nicht auch herrlich? Es ist just zwölf und die
Spazierenszeit der schönen Welt." Doch seine berühmtesten
Verse fiele Heine nicht für den Anzeiger in Düsseldorf, sondern
für die Berliner Zeitschrift "Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz" ein: "Blamier mich nicht mein schönes Kind und grüß mich nicht Unter den Linden. Wenn wir nachher zuhause sind, wird sich schon alles finden." Die Straße, die bei dem Dichter in den goldenen Jahren nach dem Wiener Kongress einen so nachhaltigen Eindruck hinterließ, war eine Aorta. Dabei konnte sich Heine, der in dem Salon der Rahel Levin mit Schleiermacher, Chamisso und Fouqué debattierte und im Gegensatz zu diesen sich als Revoluzzer fühlen wollte, fast schon mit kindsicher Naivität und scheinbar unfähig zu Kritik an Wachtelbrüstchen und Amselkeulchen erfreuen, die bei den Trâiteurs wie Fuchs oder Jagow Unter den Linden auf schwerem Silber lagen und für Normalsterbliche nun wahrlich unerschwinglich bleiben mussten. Aus blinder Liebe wurde endlich tiefer Hass. Heine ging 1823 mit den Worten: "Berlin ist ein großes Krähwinkel. Einmal, 1829, kam er noch, übernachtete aber in Potsdam. Dann zog es ihn zurück nach Paris. Dort starb er. |