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Zollernhof
Unter den Linden 36
10117 Berlin
Unbenanntes Dokument
Der Zollernhof (Domizil des Hauptstadtstudios vom Zweiten Deutschen Fernsehen) nimmt für sich in Anspruch, das erste reine Bürohaus in Berlin gewesen zu sein. Ohne eine einzige Wohnung, nicht einmal für den wachsamen Hausmeister, der abseits in der Mittelstraße logierte. Gebaut von Kurt Berndt in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Für die Experten ist die 1911 vollendete Fassade von Bruno Paul ein Markstein in der Berliner Architekturgeschichte, weil hier erstmals trotz eines so gewaltigen Baukörpers und herausragenden Standortes auf garnierende Historisierung verzichtet wurde, was bis dahin unvereinbar mit preußischer Repräsentationsbauweise schien.

Das Haus kam 1944/1945 ohne nennenswerte Kriegsschäden davon und beherbergte einen Zuwanderer aus dem Saarland, der sich im heimischen Wiebelskirchen außer als Schal-mein-Bläser keinen erwähnenswerten Ruf erworben hatte. Nach 1961 wurde dieser auch einem breiteren nichtmusikalischem Publikum bekannt. Er hieß Erich Honecker und war Leiter des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend, die seit 1951 den Zollernhof hausbesetzt hatte. Nebenan lag kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende ein Anlaufpunkt, der Passanten in ungläubiges Staunen versetzte. Die Hervorbringungen der Firma Protos, die seit 1906 in Berlin Benzinkutschen herstellte, sollten das Pferd im Straßenverkehr überflüssig machen. Angesichts der raschen Fortschritte war an dieser Stelle dann neben der Firma Hanomag aus Hannover auch ein Schriftzug zu lesen, der für ein Automobil aus dem Stuttgarter Vorort Bad Cannstatt warb: die Firma Daimler mit ihrem "Mercedes". Wegen des immer mächtiger anschwellenden Verkehrs erfand Berlins Polizeipräsident Traugott von Jagow (1865 bis 1941) die Einbahnstraße: die weltweit erste! Die Friedrichstraße durfte zwischen Unter den Linden und Behrenstraße nur von Nord nach Süd genutzt werden.