Bebelplatz - 1742 Am 7. Dezember wird die königliche Hofoper Unter den Linden eröffnet. Die Festgala ist ein auch aus politischem Kalkül inszeniertes Provisorium: Preußen befand sich bis Juli 1742 gegen das habsburgische Österreich wegen der Machtansprüche auf Schlesien im Krieg, der Frieden gilt als fragil. Gegeben wird "Caesar und Cleopatra" von Carl Heinrich Graun (1703 bis 1759). Graun, der 29 Opern verfasst hatte, dirigiert selbst. Es singt die Signora Benedetta Emilia Molteni. Eher eine zweitrangige Besetzung. Kein berühmter Solist war bereit, nach Berlin zu kommen. So mussten die Knaben des Chores vom Gymnasium zum Grauen Kloster mit ausgestopften Busen in Frauenkleidern agieren und sogar Soli übernehmen. Im Haus war es eiskalt. Nur der König als Bauherr verspürte davon nichts. Er saß in einem vergoldeten Stuhl, unter dessen Polsterung sich ein Feueröfchen befand, das den Allerwertesten des Allerhöchsten furzwarm temperierte. Intendant Graf von Gotter harrte neben Majestät aus und zitterte vor Kälte - er stand ohne Mantel in leichter Ausgeh-Robe da, die adeligen Männer hinter ihm trugen Pelze und Mäntel. Die Oper wurde nach der Premiere sofort wieder geschlossen. Im Mai 1743 erschien dann ein wahrhaftiger Star an der Spree. Barbara Campanini (1721 bis 1799), in Venedig im Teatro Malibran entdeckt. Die "Barberina" war in Begleitung ihrer Mutter und bezog Quartier im Gasthof "König von Portugal". Den Waschzuber verschmähte sie. Ihretwegen wurde ein privates Bad mit Kacheln an den Wänden installiert. So etwas hatte Berlin noch nie gesehen, selbst Friedrich II. (der sich ohnedies recht selten ausgiebig wusch…) kannte so etwas nicht. Sie steht im Ruf, zur Mätresse des Königs aufgestiegen zu sein. Friedrich hatte ihr Porträt über seinem Schreibtisch hängen. Er bezahlte ihr eine Gage, die jedes Maß an finanzieller Vernunft sprengte: zwölftausend Taler. |