In einem Haus im Dreieck Friedrichstraße, Mauerstraße
Krausenstraße hatte der nach jüdischen Vorschriften schlachtende
Metzger Benjamin Loewenthal seinen Laden. Zunächst
im Hof, später mit zwei Schaufenstern zur Straßenfront hin. Er
stellte ausschließlich koschre Waren her und verarbeitete folglich
kein Schweinefleisch. Der Zufall führte Regie: Studenten der Berliner
Universität Unter den Linden trafen sich zu ihrem Festkommers anlässlich
des Beginns vom Wintersemester 1889. Sie nutzten das Vereinszimmer einer
Kneipe schräg rüber vom Görlitzer Bahnhof, die einem nahezu
kugelrunden Wirt namens Richard Scholz gehörte,
der als Faktotum im Kiez um den Bahnhof bekannt war. Er betrieb mit seinen
275 Pfund Lebendgewicht in der Skalitzer Straße 46b eine Destille,
die eine schiere Goldgrube gewesen ist. Dort, am damaligen Wendenplatz,
kippten die Soldaten ihre letzten Mollen, ehe sie zur Garnison nach Königs
Wusterhausen fuhren. Scholz schenkte ein berühmtes Berliner Bier aus, den Tempelhofer Bock, den der Bayer Leonhard Hopf auf dem Kreuzberg in der Fidicinstraße braute. Zum Studentenfest, bei dem auch Dozenten geladen waren, wollte Scholz etwas Feineres kredenzen als die Fette Knobländer , seit 1820 in Berlin verbreitet, eine dicke Schweinssiedewurst mit großen Fettstücken. Otto Scholz, der Junior, wurde zu Loewenthal geschickt. Dort holte er die gute Räucherwurst, nur aus Kalbs- und Rindsbrät zubereitet und in dünne Därme gestopft. Die Studiosi langten so begeistert zu, dass die Wurst einen neuen Namen bekam: Bockwurst. Jahrelang wurde sie in Berlin mit Bratkartoffeln und brauner Bratensauce gereicht. Erst um die Jahrhundertwende kam (nach britischem Vorbild) Senf in Mode. Er wurde vornehmlich im Spreewald hergestellt und mit Meerrettich scharf und pikant gemacht. Berühmter wurde später noch der Senf aus Bautzen. |