Der erste, der als Berliner Unternehmer der Faszination von elektrischem
Licht vertraute, war ein Wiener. Der Cafétier Matthias Bauer eröffnete am
13. Oktober 1877 sein Lokal Unter den Linden nahe der Friedrichstraße. Er
tat dies unfreiwillig. Aber er hatte das Restaurant des Hotels Kaiserhof
(262 Zimmer!) am Wilhelmplatz gepachtet, das aber wenige Tage nach der
Eröffnung abbrannte. So zwang ihn das Unglück ins Glück! Bauer war wegen
der flugs ausbezahlten Versicherungssumme ein gut situierter Unternehmer.
Er setzte bewusst auf Luxus. In seinem Etablissement lagen 800 europäische
Gazetten auf, allein dafür gab er per annum 30.000 Mark aus. Nur die besseren
"Kreise" konnten sich eine Visite bei ihm leisten. Ein kleiner "Mokka nach
türkischer Art" kostete 25 Pfennig; dafür gab's in den Proletaierkneipen
fünf Mollen! Die Flasche Mumm war mit 12 Mark ausgepreist. Das Doppelte des Wochenlohn eines Arbeiters, der davon eine vielköpfige Familie über die Runden zu retten hatte. Werner von Siemens (1816 bis 1892) baute Bauer ins Café einen Dynamo ein. Der war im Keller installiert und versorgte den gesamten Häuserblock. Angeblich soll davon der technische Begriff "Blockwerk" stammen. Die Legende will zudem wissen, die heißgelaufene Lichtmaschine sei von Bauer-Kellnern im Frack mit Stangeneis aus dem Champagnerkeller gekühlt worden. Ein Jahr später, am 15. August 1885, war die Pionier-Idee bereits so ausgereift, dass unweit vom Café Bauer am Gendarmenmarkt das erste öffentliche Kraftwerk Berlins in der Markgrafenstraße 44 (heute Haus Nummer 35) seinen Betrieb aufnahm. Oskar von Miller (1855 bis 1934) und Emil Rathenau (1838 bis 1915) waren die federführenden Unternehmer der "Städtischen Electricitätswerke A.G." Erste Versuche, die Gaslaternen durch Stromlampen zu ersetzen, erregten Widerwillen und Protest. Das Urteil ging von "Jaslicht wird det nie" bis zu "Keen richtjet Knutschlicht..." |