Friedrichstraße/Ecke Unter den Linden - 1815 Zum ersten Mal ist es in Berlin (nach Londoner Vorbild) möglich, sich eine eigene Pferdekutsche für ein paar Stunden oder sogar für eine kurze Wegstrecke zu mieten. Pferd und Wagen waren zuvor ein Privileg für Hof und Adel, Künstler und reiche Haubesitzer gewesen; das Volk ging zu Fuß. Nun aber sind Pferdedroschken für den allgemeinen Publikumsverkehr zugelassen. So eine Lizenz ist mühsam zu beantragen und das kostet Gebühren; wie sind in Preußen. Aber 32 Pferdebesitzer haben schließlich die Genehmigung, an bestimmten Orten auf Abruf zu warten. Der erste Standplatz befindet sich dort, wo heute die Schauräume der Volkswagen AG liegen. Friedrich Engels erkannte die Schwachstelle der Erfindung: "Vor meinem Fenster liegen eine Menge Droschken und halten ihr Standquartier daselbst. Die Droschkiers sind gewöhnlich besoffen und amüsieren sich sehr", schrieb er seiner Schwester Marie. Klar war, wenn so ein Pferdedompteur warten musste, bis er Zossen und sich wieder auf Trab bekam, wurde es kalt. Und dies bekämpften die Männer vom Bock mit Alkohol. Zehn Jahre später setzt Hofrat Simon Kremser (1775 bis 1849) mehrsitzige Wagen ein, die als geregelter Personenverkehr zwischen dem Bran-denburger Tor und dem Alexanderplatz verkehren. Es gibt fixe Haltestellen, die durch Schilder markiert sind. Rund 500 Pferdeomnibusse sind es nach kurzer Zeit. Auch weit entlegen Vororte wie Moabit oder Treptow oder Charlottenburg rücken so näher an die Hauptstadt. 1833 muss der Verkehr Unter den Linden geregelt werden, die Polizei greift ein und überwacht: Die Promenade gehört den Fußgängern, die innere Straße den Reitern, die äußere den Fuhrwerken. Noch besteht der Belag aus Schotter und Sand oder Katzenkopfpflaster. Granitpflaster in Würfelform wird 1878 verlegt, 1880 wird die Straße asphaltiert. Allein im Bereich des Alten Palais, in dem Kaiser Wilhelm I. wohnt, bleibt es bei der Pflasterung. |